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Folge 18: "Die Summe des Ganzen" und "Planet ohne Visum"
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„Die Summe des Ganzen“ und „Planet ohne Visum“

Am 29. September 2022 ist Steven Uhlys Debütroman Mein Leben in Aspik (2010) am Deutschen Theater Berlin als Zwei-Personenstück uraufgeführt worden. Die Akteure sind die Protagonisten eines fiktiven Clans, in dem ein junger Mann eine endlose Reihe sich ins Groteske steigernder Tabubrüche aufdeckt. Hauptsache, alles bleibt in der Familie.

Hauptsache, alles bleibt in der katholischen Kirche, könnte man nach der Lektüre von Uhlys jüngstem Werk sagen. Auch Die Summe des Ganzen kann man sich bestens als Kammerspiel auf der Bühne vorstellen. Es geht in dem Buch um pädophilen Missbrauch, um Schuld und Bußfertigkeit, Obsessionen und Kontrollverlust. Und um die Macht der Worte. Sie erregen und sie können der autosuggestiven Entlastung von kriminellen Taten dienen. Handlungsorte des Romans sind „das Rom der spanischsprachigen Welt“, die Stadt Madrid, und ein Beichtstuhl im Vorort Hortaleza. Eine Art Halbwelt, sagt Uhly, “ein Fegefeuer“.

Torsten Föste liest zwei Passagen aus Steven Uhlys brillant geschriebenem achten Roman.

Jean Malaquais‘ Planet ohne Visum ist ein monumentales Epos über die verzweifelten Versuche von Exilanten, 1942 in Marseille auf ein Schiff zu kommen und Europa lebend zu verlassen. Dass dieses 640 Seiten starke, vergessene Meisterwerk der Exilliteratur nun 75 Jahre nach seiner französischen Erstveröffentlichung erstmals auf Deutsch vorliegt, verdankt sich dem Engagement der Übersetzerin Nadine Püschel und dem Nautilus Verlag.

Geboren wurde der Schriftsteller 1908 in Warschau – als Wladimir Malacki. Mit 17 hatte er genug von der Enge seines säkular-jüdischen Elternhauses. Über Rumänien, die Türkei, Palästina und Ägypten gelangte er Marseille und dann nach Paris. Er hielt sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser, begann zu schreiben und wählte den Künstlernamen Jean Malaquais. Den Zweiten Weltkrieg überlebte Malaquais nach seiner Flucht aus Frankreich in Venezuela, Mexiko und den USA.

Copyright für das Foto von Steven Uhly: Mathias Bothor

Bücher von Steven Uhly (Auswahl):

Die Summe des Ganzen. Secession Verlag für Literatur, Zürich 2022

Finsternis. Secession Verlag für Literatur, Zürich 2020

Den blinden Göttern. Secession Verlag für Literatur, Zürich, Berlin 2018

Glückskind. Secession Verlag für Literatur, Zürich 2012. Michael Verhoeven hat den Roman für das Fernsehen verfilmt. Erstausstrahlung: 21.11.2014 auf Arte.

Mein Leben in Aspik. Secession Verlag für Literatur, Zürich 2010

Jean Malaquais: Planet ohne Visum, Aus dem Französischen von Nadine Püschel, Nautilus Verlag, Hamburg 2022

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